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Tischtennis 09.03.2022 — 16:00 Uhr

Kasica: "Wir trauen uns diesen Schritt zu"

Ein einziger Punkt fehlt den Tischtennis-Herren von Mainz 05 noch, um den erstmaligen Aufstieg in die Tischtennis-Bundesliga sportlich unter Dach und Fach zu bringen

Die erste Mannschaft der Tischtennis-Abteilung von Mainz 05 und ihr Trainer Tomasz Kasica (re.).

Ein einziger Punkt fehlt der ersten Mannschaft der Tischtennis-Abteilung von Mainz 05 noch, um den Traum vom Aufstieg in die Tischtennis-Bundesliga (TTBL) erstmals wahr werden zu lassen. Am Sonntag könnten die 05ER im Spitzenspiel beim Tabellenzweiten TV Hilpoltstein nach den Fußball-Profis und den Handballerinnen (aktuell in der 2. Liga) das dritte FSV-Team werden, das in die höchste deutsche Spielklasse seines Sports aufsteigt. 

Vor der Partie haben wir mit Thomasz Kasica, sportlicher Leiter und Trainer der 05ER, unter anderem über die große Chance, Professionalisierung und Weiterentwicklung gesprochen.

Hallo Tomasz, seit wieviel Jahren bist du bereits Teil der Tischtennis-Abteilung von Mainz 05?

"Das müsste jetzt mein elftes Jahr sein. Mit einer Schul-AG habe ich begonnen, dann das Jugendtraining übernommen. Wie es dann im Leben manchmal ist, habe ich innerhalb der Abteilung einige Positionen inne gehabt und bin jetzt sportlicher Leiter und Trainer der ersten Mannschaft."

Der Bundesliga-Aufstieg wäre sicherlich ein Highlight deiner bisherigen Zeit hier.

"Ja, davon träumt man. Ich habe auch mal bei Borussia Düsseldorf gearbeitet, dem Klub schlechthin im deutschen Tischtennis. Jetzt die Möglichkeit zu haben, mit Mainz 05 diesen Vorstoß in die Bundesliga zu unternehmen, das wäre schon eine großartige Geschichte. Da geht es aber gar nicht um mich, sondern die ganze Abteilung, die sich weiterentwickelt hat und die Leute, die das schon lange begleiten. Jetzt können wir am Sonntag vielleicht schon den Aufstieg perfekt machen."

Deshalb trauen wir uns diesen Schritt zu

Ein Punkt fehlt euch noch zum erstmaligen Aufstieg in die Tischtennis-Bundesliga. Wie ist gerade das Gefühl bei dir?

"Das wird ein sehr schwieriges Spiel am Sonntag. Hilpoltstein ist Tabellenzweiter und ich glaube, seit elf Partien ungeschlagen. Wir spielen auswärts, es werden knapp 500 Zuschauer erwartet, die wahrscheinlich alle gegen uns sein werden. Aber für solche Spiele arbeiten wir, davon hat man immer geträumt, vor so einer Kulisse ein Spitzenspiel zu haben."

Vielleicht auch eine gute Übung für das, was euch in der nächsten Saison erwarten könnte?

"Definitiv, vor großen Kulissen zu spielen, ist eine ganz andere Nummer. Unsere Jungs sind zwar Profis, aber vor so vielen Zuschauern spielen sie nicht oft. Deshalb ist das eine gute Gelegenheit am Sonntag."

...für solche Spiele arbeiten wir

Und wie ist die Stimmung im Team?

"Das sind alles Jungs, die auf solche Dinge vorbereitet sind, deswegen bin ich da relativ entspannt. Selbst wenn wir verlieren, wird das Leben auch weitergehen. Wir haben es dann immer noch in der eigenen Hand, Meister zu werden. So wollen wir die Saison auch beenden. Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass sie sich weiterentwickeln können, hätten wir das auch nicht gemacht. Wir haben fünf Spieler (Andrei Putuntica, Hayate Suzuki, Carlo Rossi, Luka Mladenovic und Abdullah Tallah Yigenler), die noch lange nicht ihr Potenzial ausgeschöpft haben. Deshalb trauen wir uns diesen Schritt zu."

Die erste Tischtennis-Mannschaft des 1. FSV Mainz 05

Habt ihr erwartet, dass ihr in der Spitzengruppe mitmischen könnt?

"Unsere Zielsetzung war der Klassenerhalt, weil es eine komplett neu zusammengewürfelte Mannschaft war. Da ist es immer schwer zu sagen, wie das funktioniert. Schon in der Pokal-Vorrunde hat man aber gemerkt: da stimmt die Chemie! Dann hat sich das von Spiel zu Spiel weiterentwickelt. Die aktuelle Situation ist also etwas überraschend, aber auch eine Bestätigung der Saison, in der wir uns kontinuierlich verbessert haben."

Wie bewertest du die individuelle Entwicklung?

"Besonders hervorheben möchte ich Luka Mladenovic, der ja schon länger bei uns spielt und in der Regionalliga angefangen hat, damals noch zusammen mit mir. Jetzt ist er einer der Spitzenspieler in der zweiten Bundesliga und hat sich klar zu Mainz 05 bekannt, um mit uns den weiteren Weg zu gehen. Das zeigt, dass wir Spieler weiterentwickeln können, so dass sie fähig sind, Bundesliga zu spielen."

Man sieht, dass wir ein gutes Sprungbrett sein können und Potenzial haben

Definiert ihr euch, ähnlich wie im Fußball, als Aus- und Weiterbildungsverein?

"Das ist seit der Umstrukturierung vor sechs Jahren unser Konzept. Wir wollen Spieler weiterbringen und ein Stück weit Ausbildungsverein sein. Sechs Jungs, die mal bei uns waren, haben wir in die TTBL gebracht und uns gefragt: Warum machen wir das nicht selbst und entwickeln die Spieler in der Bundesliga weiter? Man sieht, dass wir ein gutes Sprungbrett sein können und Potenzial haben."

Ihr habt die Unterlagen eingereicht, die zunächst das Interesse am Aufstieg in die TTBL bekunden. Welche weiteren Schritte stehen nun an?

"Wir haben die erste Lizensierungsphase abgeschlossen, jetzt werden wirtschaftliche und organisatorische Themen geprüft. Das läuft mit dem Hauptverein zusammen, der sich die Unterlagen nun genau anschaut. Die TTBL hat aber bereits signalisiert, dass es grundsätzlich gut aussieht. Das ist schon ein großer Schritt in Richtung Professionalisierung von der zweiten in die erste Bundesliga."

Das ist schon ein großer Schritt in Richtung Professionalisierung

Wie kann man sich das konkret vorstellen?

"Ein bisschen wie im Fußball. Wir reisen bei Auswärtsspielen einen Tag vorher an und übernachten im Hotel. Die Spieler brauchen diese Regeneration. Aber auch was das Training oder die Verpflegung angeht. Das Medieninteresse wird größer sein und man hat mit großen Persönlichkeiten wie beispielsweise Timo Boll zu tun. Man spielt nicht mehr auf dem normalen Hallenboden, die Spiele werden gestreamt, und so weiter. Es kommt viel Arbeit auf uns zu, was auch bedeutet, dass wir uns weiter professionalisieren werden."

Könnte ein Aufstieg dem Tischtennis in der Stadt und der Region einen kleinen Schub geben?

"Das ist meine Hoffnung. So viele Spitzenvereine haben wir in Mainz nicht. Wir hoffen, dass sich unsere Profi-Spieler im Rahmen der Möglichkeiten weiterentwickeln, die Zuschauer begeistern und damit ein Interesse entstehen lassen. Vielleicht kommen auch Zuschauer aus dem Fußball dazu. Wir sind da sehr optimistisch."